Fiese Kulturforscher?
Von wegen. FIES steht für „Forschen in eigener Sache“ und wenn es ums Forschen geht, sind die Kulturforscher nicht weit. Dieses Mal zog es drei achte Klassen der Oberschule Lehmhorster Straße ins Überseemuseum in Bremen. Dort tauchten sie ab in fremde Kulturen und stellten Fragen zur Wohn- und Lebensweise der Menschen in Japan und Afrika. Wie sehen erdbebensichere Häuser aus? Was haben Kois mit Herpes zu tun? Und warum fördert Trommeln den Teamgeist? In einer beeindruckenden Projektpräsentation stellten die Schülerinnen und Schüler ihre Ergebnisse vor.
Das FIES-Programm ist ein Bildungsprojekt des Überseemuseums Bremen, an dem die Kulturforscher teilnahmen. Dazu wählen die Schülerinnen und Schüler ein bestimmtes Thema aus und überlegen sich, wie das Ganze dann auch künstlerisch umgesetzt werden kann. Abschließend beurteilte eine Jury, welches Projekt in der Umsetzung am besten gelungen ist.
Die Klasse 8D hatte sich mit dem Thema Wohnen und Architektur in Japan beschäftigt und als Präsentationsform den Modellbau gewählt. Beeindruckend fand die Jury insbesondere, wie gut die Schüler recherchiert hatten. Ausgangspunkt war die Erkenntnis, dass die Japaner mit ständigen Erdbeben leben und ihre Wohn-und Lebensformen dementsprechend anpassen müssen. Eingeladen hatten sie dazu viele unterschiedliche Experten von der Architektin bis zur Origamispezialistin waren alle Japanspezialisten mit dabei. Besonders gefallen hat den Schülerinnen und Schülern die filigrane und konzentrierte Bauweise der Japaner. Am meisten Spaß hat das gemeinsame Falten von Kranichen gemacht: „Dabei sind wir richtig zusammen gewachsen und es war plötzlich ganz still.“
Mindestens genauso intensiv hatten sich die Schüler der Klasse 8B mit dem Kontinent Afrika auseinandergesetzt. Begleitet wurden sie dabei von einem professionellen Musiker, der die afrikanischen Rhythmen wirklich lebt. Als Mittel sich dem Thema zu nähern, wählten sie die Trommel Musik. Trommeln für Leib und Seele, so die Devise. Die Performance war eindrucksvoll und die gesamte Klasse präsentierte live eine Bandbreite afrikanischer Rhythmen. Die absolute Konzentration und der starke Teamgeist übertrugen sich auch spürbar auf das Publikum. Fazit der Schülerinnen und Schüler: „Die Musik strukturiert in Afrika den gesamten Alltag. Sie gehört quasi dazu. Auch aus uns hat die afrikanische Musik ein Team gemacht und wir achten jetzt viel besser aufeinander.“ Recherchiert hatten die Jugendlichen ebenfalls intensiv. Bestens integriert in das Gesamtkonzept des Überseemuseums, hatten sie eine kleine Ausstellung zum Thema entwickelt. Ein eigens produziertes Hörspiel ermöglichte es den Besucherinnen und Besuchern afrikanische Instrumente kennenzulernen und auch gleichzeitig zu hören.
Mitreißend war auch die Präsentation der Klasse 8E. Laut protestierend kamen sie auf die Bühne: „Schützt den Koi“. Zunächst hatte die Gruppe kaum Ideen zum Thema Japan gehabt, doch die lebendigen Kois im Überseemuseum faszinierten und inspirierten sie. So sehr, dass sie zum Forschungsthema wurden. Als sie dann auch noch erfuhren, dass kleine Babykois sterben müssen, um die großen Kois zu züchten, war alles klar. „Wir wollten auf diesen Missstand aufmerksam machen. Hintergrund ist, dass die wertvollen Fische einmal im Jahr auf den sehr ansteckenden Fischherpes getestet werden. Dazu setzt man die Kois in ein Extrabecken. Dann werden Babykois hinzugesetzt und nach einer bestimmten Zeit herausgenommen und getötet. Nach der Tötung wird bei der Sezierung festgestellt, ob der Fischschwarm tatsächlich vom Herpesvirus befallen ist oder nicht.
„Das ist ungerecht und grausam“, so die Jugendlichen. Sie planten eine Kampagne, Fotos wurden geschossen, ein Stand konzipiert und eine Demonstration durchgeführt. Auch ein Fragebogen wurde entwickelt, um Mitbürgerinnen und Mitbürger auf die Problematik aufmerksam. zu machen. Ein Team waren sie am Ende alle mal. Dazu waren die entwickelten Team-Shirts eigentlich nicht mehr nötig, wenn sie nicht so gelungen gewesen wären.
Drei tolle Projekte, von denen auch die teilnehmenden Lehrkräfte begeistert waren. „Wir haben viel gelernt und mussten ehrlich gesagt auch ordentlich mehr arbeiten als sonst. Aber für die eigene Arbeit war das eine große Inspiration und für die Klasse und den Gruppenzusammenhalt ein echter Zugewinn.“