Unterricht mit Baby
Klein-Onno soll Gefühl wecken.
Damit Schüler Aggressionen abbauen und Achtsamkeit lernen, werden sie jetzt in einem Bremer Pilotprojekt von Babys „unterrichtet“. Sinnvoll?
Onno ist erst einige Monate alt, hat aber schon einen Job. Einmal im Monat fährt ihn seine Mama für eine halbe Stunde in die Bremer Oberschule „Lehmhorster Straße“. Auf dem Stundenplan seiner 25 Schülerinnen und Schüler steht dann „Einfühlungsvermögen“. Die stellvertretende Schulleiterin Rosi Lange erklärt: „Die Fünftklässer sollen den Säugling beobachten, seine Mimik und sein Verhalten interpretieren. Dadurch lernen sie, Wut, Freude und Angst schneller zu erkennen. Außerdem werden die Zehnjährigen ruhiger und gelassener, wenn sie dich mit dem Kleinen beschäftigen.“ Das Projekt kommt aus Kanada und wird seit ein paar Monate an Bremer Schulen getestet. Doch nicht jede Mutter möchte ihren Nachwuchs dafür hergeben: „Der Trubel, die vielen neuen Gesichter das würde ich meiner vier Monate alten Tochter nicht zumuten“, sagt Kommunikationsfachwirtin Olivia (32).
Onnos Mama Janna Wolff (40) dagegen findet das Experiment prima: „Die Klasse ist sehr fürsorglich“, sagt die Wissenschaftlerin. „Neulich ist Onno in der Stunde eingeschlafen, da haben sie ein Gute-Nacht-Lied für ihn gesungen und sind auf Zehenpitzen raus. Genau das sollen sie ja lernen: Respekt und Achtung vor den Bedürfnissen ihrer Mitmenschen.“